Klonfleisch im Supermarkt – bald auch bei uns?

DNA-Strang

Tiere zu klonen ist in der EU und in Deutschland nicht erlaubt. Deshalb müssten Verbraucher eigentlich davon ausgehen können, dass hierzulande kein Fleisch von geklonten Tieren auf den Tellern landen kann – weit gefehlt, denn Fleisch von geklonten Tieren ist nicht mit einem Importverbot belegt.

Als ausländische Ware, beispielsweise aus den USA, kann dieses Fleisch in den Handel gelangen und damit auch auf deutschen Tellern. Auch die Nachkommen solcher Tiere dürfen unbeschränkt verkauft und geschlachtet werden. Die Produkte liegen auch in Europas Kühltheken – die Mengen sind jedoch noch verschwindend gering.

Die exakte Kopie eines Lebewesens

Um den Klon eines Lebewesens zu erzeugen, werden im Labor die Zellkerne von befruchteten Eizellen der jeweiligen Spezies mit denen des gewünschten Originals vertauscht. Hat das gut geklappt, fangen diese Eizellen an sich zu teilen und können in die Leihmütter eingesetzt werden, die die Klone austragen.

Warum wird in der Tierzucht geklont?

Das Sperma von „Superbullen“ ist beliebt. Kombiniert ein Bulle hervorragende Fleischqualität mit schnellem Wachstum und hohem Schlachtgewicht und kann diese Eigenschaften auch noch gut vererben, ist sein Sperma weltweit gefragt. Gleiches gilt für Bullen von Milchrassen und deren Vererberqualitäten.

Um diese Nachfrage zu decken, werden herausragende Bullen geklont, damit seine genetisch gleich aufgebauten „Geschwister“ helfen können, den Bedarf zu decken. Auch leben die Tiere nicht unendlich lange. Jüngere Klone können zum Ende der Lebenszeit des ursprünglichen Bullen dessen Job in der Besamung von Millionen Rindern weiterführen.

In gleicher Weise kann dieses Verfahren beispielsweise auch bei Schweinen eingesetzt werden. Auch die Kopien von erfolgreichen Sportpferden werden bereits auf zahlreichen Deckstationen weltweit eingesetzt.

Gefahr für die Gesundheit?

Die Körper der geklonten Tiere sind genaue Kopien ihrer Originale. Daher sind auch Lebensmittel, die aus diesen Tieren gewonnen werden genau so unbedenklich, wie die von normalen Tieren. Verbraucher können diese Lebensmittel ohne Bedenken essen.

Klonfleisch – ein Risiko für die Landwirtschaft?

Eine Gefahr, die vielen Verbrauchern nicht bewusst ist, ist die Minimierung der genetischen Vielfalt unserer Nutztiere. Eine hohe genetische Vielfalt bedeutet, dass die einzelnen Tiere verschiedener Erblinien möglichst wenig miteinander verwandt sind und dadurch sehr unterschiedliche Merkmale aufweisen.

Unterschiedliche Eigenschaften gewährleisten, dass bei Umweltveränderungen, Perioden mit geringem Nahrungsangebot oder Seuchen immer ein Teil der Individuen überlebt, weil diese etwas besser angepasst sind als die anderen.

In der Zucht werden schon seit Jahrhunderten Methoden eingesetzt, die besondere Merkmale, wie beispielsweise eine hohe Milchleistung, verstärken. Dadurch gibt es aber auch immer mehr Tiere, die sich genetisch sehr ähneln. Das liegt auch daran, dass immer nur sehr wenige Bullen, Eber oder Hengste sehr viele Kühe, Säue und Stuten decken. Durch die Technik der künstlichen Besamung wurde dieser Effekt drastisch verstärkt. Das ist ein Grund, warum wir so große Mengen von tierischen Nahrungsmitteln zu günstigen preise kaufen können.

Mit geklonten männlichen Vererbern werden jetzt allerdings noch mehr weibliche Tiere mit immer den gleichen Vätern oder deren Kopien, gepaart. In wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird die genetische Vielfalt von einigen Nutztierrassen sehr gering sein. Dann gehören auf dieser Ebene fast alle Tiere einer Rasse zu einem einzigen sehr engen Familienkreis. Da mit der Zucht auch viele Erbkrankheiten nahezu verschwunden sind, könnte das noch Jahre so weiter gehen.

Die Gefahr kommt von außen. Unsere Umwelt verändert sich ständig, in vielen Regionen sind jetzt schon Auswirkungen der Klimaveränderungen spürbar. Immer wieder werden Tierseuchen aus anderen Ländern nach Europa eingeschleppt. Möglicherweise können die Tierzüchter diesen Veränderungen mit der geringen genetischen Vielfalt, die sie bei einigen Rassen zur Verfügung haben, nicht schnell genug entgegenwirken. Eine Knappheit von tierischen Nahrungsmitteln könnte die Folge sein.

Klonfleisch – nicht schädlich, aber bedenklich

Es stellt sich also heraus, dass Verbraucher keine Angst vor gesundheitlichen Folgen durch die Produkte von geklonten Tieren haben müssen. Bedenken sind in Anbetracht der Diskussion über die ethischen Aspekte angebracht. Außerdem könnte langfristig gesehen der Schuss mit geklonten Tieren für Landwirte und Züchter nach hinten losgehen, wenn Umwelteinflüsse die Bestände bedrohen. Hungern müssten wir deshalb nicht. Billiges Fleisch, Milch und Eier und Produkte daraus könnten aber gegebenenfalls knapp werden.

Eine Kennzeichnung der betroffenen Produkte würde dem Verbraucher die Möglichkeit geben, seine Meinung im Supermarkt durch die Entscheidung für oder gegen bestimmte Lebensmittel zu vertreten.

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