Schätzungen zufolge leiden in Deutschland circa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung an einer Laktoseintoleranz. Lange litten Betroffene unter den damit verbundenen Verdauungsproblemen, ohne diese einer tatsächlichen Ursache zuordnen zu können.
Mittlerweile steigt das Bewusstsein für die Intoleranz in der gesamten Gesellschaft, was zur Folge hat, dass die Lebensmittelindustrie sowie Ärzte und Ernährungsberater reagieren. Doch was ist Laktoseintoleranz überhaupt und welche Probleme verursacht sie?
Laktose ist ein Milchzucker und ein natürlicher Bestandteil von Milch. Es handelt sich um einen Zweifachzucker, der sich wiederum aus zwei Einfachzuckern zusammensetzt. Glucose und Galaktose. In vielen Broschüren und Fachbüchern kann Glucose als Traubenzucker oder Dextrose bezeichnet sein. Galaktose wird auch Schleimzucker genannt. Es spielt keine Rolle welche Milch verzehrt wird. Grundsätzlich enthält die Milch von allen Säugetieren Laktose. Lediglich der Laktosegehalt unterscheidet sich.
Entgegen vieler Aussagen hat die Laktoseintoleranz nichts mit einer Allergie zu tun. Wer unter einer Laktoseintoleranz leidet, leidet unter einer Unverträglichkeit gegenüber dem Milchzucker Laktose. Diese Intoleranz wird auch als Milchzuckerunverträglichkeit oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeit gekennzeichnet. Im Gegensatz zu einer Allergie bildet der Körper bei einer Intoleranz keine Antikörper und Immunreaktionen bleiben aus.
Bei Menschen ohne Laktose-Unverträglichkeit wird die in Lebensmitteln enthaltene Laktose vom körpereigenen Enzym Laktase in Glucose und Galaktose gespalten. Dieser Vorgang findet im Dünndarm statt und ist notwendig, weil der menschliche Körper die Bestandteile der Milch nur gespalten aufnehmen kann. Funktioniert dieser Prozess, macht Laktose keine Probleme.
Laktoseintolerante Menschen leiden darunter, dass ihre Laktase-Produktion eingeschränkt ist. Entweder wird das zum Spalten von Milchzucker notwendige Enzym in zu geringen Mengen oder gar nicht mehr produziert. Deshalb gelangt die Laktose ungespalten in den Dickdarm. Im Dickdarm angelangt, sorgt die ungespaltene Laktose für die eigentlichen Probleme. Die dort lebenden Darmbakterien beginnen mit dem Abbau der Laktose, wodurch Gase entstehen. Sie verursachen die typischen Beschwerden einer Laktoseintoleranz. Das Problem für Betroffene besteht also darin, dass ihr Organismus den Milchzucker nicht korrekt verarbeiten und damit verwerten kann.
Die Beschwerden einer Laktoseintoleranz können je nach Ausprägung sehr unangenehm sein. Das wohl größte Problem sind die auftretenden Verdauungsstörungen. Neben Blähungen, Durchfall und Verstopfung kann es typischerweise zu Bauchschmerzen und starken Bauchkrämpfen kommen.
Zudem gehören für viele Menschen laute Bauchgeräusche, Luftaufstoßen, Übelkeit und ein Blähbauch zum Krankheitsbild. Da der Dünndarm im rechten Unterbauch-Bereich in den Dickdarm übergeht, können hier Schmerzen auftreten. Bei Kindern kommt es auch zu Erbrechen.
Schlaf- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Nervosität, innere Unruhe und Schwindel gehören zu den weniger typischen Beschwerden. Je nach Ausprägung der Laktoseintoleranz zeigen sich die Symptome unterschiedlich stark und in verschiedensten Kombinationen.
Beeinflusst werden Symptome und deren Ausprägung beispielsweise von Art und Menge der gegessenen Speisen, die konsumierte Laktosemenge und vom individuellen Darmzustand. Auch die körperliche und seelische Verfassung jedes Einzelnen nimmt auf das Krankheitsbild Einfluss.
Rund zwölf Millionen Menschen leben in Deutschland mit der Milchzuckerunverträglichkeit. Betroffen sind meistens Erwachsene. Ein Unterschied in der Häufigkeit bei Frauen und Männern ist nicht zu verzeichnen, da die Nahrungsmittel-Unverträglichkeit nicht geschlechtsspezifisch auftritt.
Viele Menschen sind nicht über die Unverträglichkeit aufgeklärt und müssen zunächst eine lange Ärzteodyssee auf sich nehmen, bis die richtige Diagnose feststeht. In der Vergangenheit waren viele Ärzte und Ernährungsberater wenig auf das Thema sensibilisiert. Diagnosen wie Reizdarm oder Stress wurden als Ursache für die Verdauungsstörungen hingenommen. Erst nach langem Testen von Medikamenten, ständig wiederkehrenden Beschwerden und fehlgeschlagenen Ernährungsumstellungen wurde eine Laktoseintoleranz in Betracht gezogen. Doch die Lage bessert sich, weil die Gesellschaft aufmerksamer mit dem Thema Ernährung umgeht.
Im Vergleich zu Deutschland sind andere Länder und Kontinente weitaus besser über Laktose informiert. In den USA ist die Milchzucker-Unverträglichkeit seit Jahren bekannt und die Bevölkerung ist gut aufgeklärt. Ahnungslose Betroffene, die unter den unangenehmen Symptomen leiden, gibt es selten. Eine genetische Veranlagung soll schuld daran sein, dass 90% der erwachsenen Bevölkerung in Afrika und Asien an der Laktoseintoleranz leiden. Zudem nehmen diese Menschen um ein Vielfaches weniger laktosehaltige Lebensmittel zu sich, als Europäer. Dadurch produziert der Organismus nach und nach weniger Laktase.
Zwar wird hauptsächlich Milch mit der Milchzucker-Unverträglichkeit in Verbindung gebracht, doch leider reicht es nicht aus lediglich die Milch beim Frühstück wegzulassen. Der Milchzucker ist zum einen in fast jedem Produkt enthalten, das aus Milch hergestellt wird. Also beispielsweise in vielen Käsesorten, Joghurt, Quark, Sahne und Butter. Zum anderen macht es die moderne Lebensmittelindustrie Betroffenen extrem schwer sich laktosefrei zu ernähren. Vielen Produkten, wie Tiefkühlpizzen, Wurst und Backwaren wird Milchzucker beigemengt. Grund ist, dass Milchzucker bestimmte Eigenschaften besitzt, die zum Optimieren und Weiterverarbeiten von Speisen geeignet sind. Wer weitestgehend beschwerdefrei mit der Unverträglichkeit leben möchte, muss die Ernährung umstellen oder Alternativen in Betracht ziehen.
In Teil zwei unserer dreiteiligen Reihe zum Thema geht es um die Formen der Laktoseintoleranz sowie möglichen Tests zur Erkennung. Teil drei beschäftigt sich mit möglichen Lösungen, wie einer entsprechenden Ernährungsumstellung.
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