Laktoseintoleranz – Wenn Milch krank macht – Teil 2

Im zweiten Teil der Serie „Laktoseintoleranz – Wenn Milch krank macht“ sind die verschiedenen Formen der Laktoseintoleranz sowie mögliche Tests zur Erkennung beschrieben.

Grundsätzlich ist bei jeder Form der Milchzucker-Unverträglichkeit ein Lactasemangel im Dünndarm schuld an den Symptomen. Worin sich die Formen unterscheiden, ist die jeweilige Ursache. Neben dem primären gibt es den sekundären und kongenitalen Lactasemangel.

Primärer Lactasemangel – natürlicher Rückgang der Lactase-Aktivität

Der primäre Lactasemangel ist die Form der Laktoseintoleranz, die am häufigsten vorkommt und sich mit einem meist schleichenden Prozess entwickelt. Hierbei schwindet die Fähigkeit Laktose verdauen zu können auf natürliche Weise. Mit zunehmendem Alter wird weniger Lactase produziert. Dieser kontinuierliche, fortschreitende Rückgang der Lactase-Aktivität ist unwiederbringlich und völlig natürlich. Denn: Einige Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die Natur dem menschlichen Organismus die Fähigkeit zur Lactase-Produktion nur gab, damit er im Säuglingsalter die Nährstoffe aus der Muttermilch aufnehmen kann.

Die Erklärung klingt plausibel. Schließlich wird direkt nach der Geburt und in den ersten Monaten am meisten Lactase produziert. Anschließend ist ein starker Rückgang des Enzyms zu beobachten. in den ersten fünf Lebensjahren fällt die Lactase-Aktivität am stärksten ab. Bei Erwachsenen beträgt die Enzymproduktion nur noch rund ein Zehntel wie zu Beginn. Deshalb ist es normal, dass Erwachsene Lactose schlecht vertragen und nach und nach eine Intoleranz erwerben. Lediglich eine Minderheit der Weltbevölkerung verfügt über eine Veranlagung, wodurch die Lactase-Produktion beibehalten wird. Diese Fähigkeit ist genetisch bedingt.

Beim primären Lactasemangel wird die Ausprägung in drei Stufen eingeteilt. Lediglich ein bis vier Gramm Laktose pro Tag wird bei der ausgeprägten Form der Intoleranz vertragen. Bei der mittleren Ausprägung sorgen erst Laktosemengen ab acht Gramm täglich für Probleme. Toleriert der Körper zwischen neun und zwölf Gramm Laktose am Tag handelt es sich um die leichteste Form der Milchzucker-Unverträglichkeit.

Sekundärer Lactasemangel – wird ausgelöst

Der sekundäre Lactasemangel wird oft bei Darmerkrankungen als Begleiterkrankung ausgelöst. Morbus Crohn, akute Gastroenteritis, Colitis ulcerosa oder Zöliakie sind Magen- und Darmerkrankungen, die eine sekundäre Laktoseintoleranz zur Folge haben können. Werden Teile des Dünndarms entfernt, ist die Entwicklung des sekundären Lactasemangels ebenfalls möglich. Generell können Operationen im Magen- und Darmbereich sowie die Einnahme von chemischen Substanzen (Medikamente wie Zytostatika und Antibiotika) zur Milchzucker-Unverträglichkeit führen. Zudem lösen Röntgenstrahlen und Alkoholismus den sekundären Lactasemangel aus. Selbst ein Reizdarmsyndrom kann Ursache für eine Minderung der Lactaseaktivität sein. Da der sekundäre Lactasemangel aufgrund einer Grunderkrankung entsteht, können die Symptome während der Heilung zurückgehen.

Kongenitale Lactasemangel – genetisch bedingt

Der kongenitale Lactasemangel ist angeboren. Der Enzymdefekt ist genetisch bedingt, jedoch extrem selten. Im Dünndarm besteht von Geburt an ein Lactasemangel. Im Säuglingsalter ist das äußerst gefährlich, weil der ständige Durchfall zur Austrocknung des Organismus führt. Eine komplette milchzuckerfreie Ernährung ist ein Muss. Spezielle Säuglingsnahrung muss gefüttert werden. Betroffene mit kongenitalem Lactasemangel leiden ein Leben lang darunter.

Tests zur Erkennung einer Milchzuckerunverträglichkeit

Um herauszufinden, ob eine Milchzucker-Unverträglichkeit vorliegt, gibt es mehrere Möglichkeiten. Zum einen einfache Selbsttests, die zu Hause durchführbar sind. Zum anderen klinische Tests.

Selbsttests für zu Hause

Wer selbstständig testen möchte, ob eine Lactoseintoleranz vorliegt, kann zwei Wochen auf milchzuckerhaltige Produkte verzichten. Bleiben die Symptome in der Zwischenzeit aus oder verringern sich, ist es möglich, dass eine Milchzucker-Unverträglichkeit Ursache für die Beschwerden ist. Mit einem anschließenden Milchtest kann der Verdacht bestätigt werden. Dabei wird ein volles Glas Milch auf nüchternen Magen getrunken. Treten anschließend die typischen Symptome auf, kann von einer Intoleranz ausgegangen werden.

Klinischer Test – H2-Atemtest

Der H2-Atemtest ist ein Standardtest, um eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren. In zuständigen Arztpraxen trinken Patienten eine Testlösung aus Wasser und Laktose auf nüchternen Magen. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Stunden wird in regelmäßigen Abständen in ein Atemtestgerät geblasen. Wie im ersten Teil der Serie zum Thema erläutert, zersetzen Darmbakterien den ungespaltenen Milchzucker im Dickdarm. Dabei entstehen drei Gase, darunter Wasserstoff. Da 20 Prozent des Wasserstoffs über die Lungen abtransportiert und dort über den Atem abgeatmet werden, ist die Wasserstoff-Konzentration mit dem Atemtestgerät messbar. Die Laktoseintoleranz ist umso ausgeprägter, desto höher der Wasserstoffgehalt.

Es gibt zwar einen Laktose-Belastungstest mit Blutproben, der dem H2-Atemtest ähnlich ist, durch das hohe Risiko falscher Ergebnisse, wird er aber nur selten angewandt.

Klinischer Test – Gentest

Mit einer Blut- und Speichelprobe ist eine Laktoseintoleranz ebenfalls diagnostizierbar. Hierbei wird ermittelt, ob eine genetische Veranlagung zum primären Lactasemangel vorliegt. Allerdings gibt der Test keine Antwort darauf, wann die Enzymaktivität nachlässt und ob es überhaupt zu Symptomen kommt.

Klinischer Test – Dünndarmbiopsie

Die Dünndarmbiopsie ist zwar die zuverlässigste Art eine Laktoseintoleranz nachzuweisen, aber sehr aufwändig. Hierbei wird eine minimale Gewebeprobe aus dem Dünndarm entfernt und untersucht.

Empfehlung für Betroffene

Wer den Verdacht hat unter einer Milchzucker-Intoleranz zu leiden, kann zunächst den einfachen Selbsttest durchführen, um die Entwicklung der Symptome zu beobachten. Zur eindeutigen Diagnose ist allerdings der H2-Atemtest empfehlenswert. Der behandelnde Arzt entscheidet anschließend, ob weitere Tests notwendig sind.

Im dritten Teil der Artikelserie werden mögliche Lösungen für ein beschwerdefreies Leben mit Laktoseintoleranz beschrieben. Mehr über die Unverträglichkeit auch im ersten Teil.